Freitag, 23. Mai 2014

Wachauer Grat - 12.Mai

Dieser Tag wird mir unvergesslich bleiben und das ahnte ich schon am Morgen. Zum Frühstück gabs Kaiserbrötchen, Marillenmarmelade, Wurst und Käse, Kaffee und einen wunderbaren Traubensaft, der so dick war, dass man ihn eins zu eins mischen musste. So gestärkt packten wir das Kletterzeug ein und schwangen uns auf die Räder. Die Herausforderung meines Lebens wartete auf mich – der Wachauer Grat
da rauf

Mir war ganz schön bange. 17 Seillängen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade, angeblich soll man als Nachsteiger den 4. Schwierigkeitsgrad beherrschen, und damit ca 350 m Länge an Felsen bergauf. Kurz bevor wir jedoch den Abzweig in den Wald nahmen, stellte Mispi fest – Schuhe vergessen. So durfte er noch einmal zurückfahren und ich guckte mir die Einkaufsstraße von Bad Dürnstein an. Mit einer knappen Stunde Verspätung konnten wir dann den Abzweig in den Wald nehmen. Schon dort ging es bergan. Irgendwie muss es mal ein alter Weinberg gewesen sein, da ganz offensichtlich noch Terrassen mit Trockenmauern zu sehen waren. Nicht ablenken lassen, wir sind da. Bloß gut sieht man nicht alle Türme, Knubbel und Köpfe über die es rüber geht, sonst hätte ich vielleicht Schiss bekommen. Ich bekam mal wieder eine Lehrstunde in Sachen Umgang mit dem Seil und Sicherungsteilen. Schließlich war das meine erste Mehrseillängentour. Dann konnte es losgehen. Dann mal hoch aufs Kamel. Bei Mispi sah es den ganzen Tag aus als wäre nichts dabei – zumindest immer wenn ich ihn sah. Er lachte schon über die übermäßige Sicherung des Grates, an Ringen hat es wahrlich nicht gemangelt und ich war nicht böse darüber. Auch ich kam noch ganz gut das Kamel hoch und wieder halb runter ehe es am Ende des Smaragdes höllisch schwer für mich wurde. Geduldig bekam ich mitten in der Wand weitere Anordnungen. Hände runter ausschütteln, ausruhen, nachdenken, gucken und dann mal los. Wie denn bitte? Arschglatte Wand und keine Kraft und keine Technik, lt Beschreibung 6er Schwierigkeit. Aber ich konnte es doch. 
fertsch

gucke mal 

Und war sehr froh und am Ende meiner nervlichen Kraft als ich das Stück geschafft hatte. Ich kann heute noch die Augen zumachen und sehe das vor mir und staune immer noch dass ich es gepackt hab. Aber das war erst die sechste Seillänge. Die nächsten waren einfacher, aber die Kräfte ließen merklich nach. Sachen die ich am Anfang noch bewältigt hab, wurden immer schwerer und selbst die Sicherungen wieder mitnehmen erforderte Kraftaufwand. Nach den Köpfen des Grandl waren wir zehn Seillängen geklettert. Die Elfte und Zwölfte stieg Mispi gleich durch ohne Standplatz zwischendurch. Das wurde mir dann zum Verhängnis. Der Anfang ging noch – erst hoch dann links weg und dann stand ich vor ner Wand, die mich in die Knie zwang. Mit viel Motivation kam ich noch die Hälfte des Schartenkopfes hoch bevor eine Stelle kam über die ich mich einfach nicht mehr rüber traute. Zu meinem Glück gab es eine einfacherer Alternative, die ich mit den letzten Energiereserven auch noch schaffte. Oben angekommen brach ich in Tränen aus – vor Erschöpfung und konnte mich kaum beruhigen. 
irgendwo da kommt sie

Tief durchatmen und einsehen, es ist vorbei, die letzten 5 schaffe ich nicht mehr. Mispi musste noch einmal runter um zwei Exen zu holen, da ich ja einen anderen Weg nach oben genommen hatte. Er war nicht sauer oder böse, sondern sah ein dass es nicht weiter geht. Wir konnten den rot markierten Ausstieg schon sehen, aber es ging nicht mehr. Ich muss mal wieder kommen.  Ausruhen und vor allem die Schuhe ausziehen, packen. Den Cache nach der 13. Seillänge holte Mispi auf meine Höhe runter, verdient hat ich diesen T5er auf alle Fälle. Bloß gut ist fast überall der Ausstieg aus dem Grat möglich und so liefen wir die restlichen Meter bergan. Dabei entdeckten wir noch ein Wandbuch, welches von den Huber Brüdern angelegt wurde. Da stehen wir jetzt auch drin.
Mispi am Wandbuch

Nach kurzem Verlaufen fanden wir auch den empfohlenen Abstieg auf dem Vogelbergsteig. Und schon konnte ich wieder lachen. Herrliche Blicke auf die Donau, die Burg Dürnstein und umliegende Felsen und ein ganz toller Weg mit kurzer Klettersteigeinlage, die ich freihändig konnte, machten den Rückweg sehr schön und den Tag rund. Mit den Rädern wieder ins Domizil und ich wollte nur noch ins Bett. 
Blick hinab

ganz hinten die Burg

nochmal

Aber nichts da, Mispi fuhr einkaufen und so kam abends mein Kocher zum Einsatz. Auf der Terrasse kochten wir Chili Con Carne und gönnten uns Bier und Rotwein und schlossen den Tag gemütlich ab. 

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